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Künstler: Khoma

Album: The second wave

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: Through walls

Autor: Markus

Große Ereignisse werfen in der Regel ihre Schatten voraus. So auch der Release des neuen Cult of Luna Albums „Somewhere along the highway“, welches den geneigten Hörer voraus­sichtlich ab dem 24. April 2006 in andere Sphären katapultieren wird. Wer in der von zwei Cult of Luna Mitgliedern gegründeten Formation Khoma jedoch ein überflüssiges Plagiat der Stammformation vermutet, könnte sich kaum mehr irren, auch wenn der Veröffentlichungs­zeitpunkt von „The second wave“ die Assoziation zulässt, es würde sich bei dem gerade erst in die Plattenregale gestellten Album um einen Appetizer für die demnächst erscheinende Langgrille des Mutterschiffes handeln. Vielmehr haben wir es im Falle des Khoma Zweit­werks mit einem höchst engagierten Versuch zu tun, zutiefst melancholischem Gitarrenrock mit unkonventionellem Songwriting und vortrefflichen Gesangslinien zu paaren. Und dieser Versuch darf - soviel schon mal vorweg - als absolut geglückt angesehen werden. Großen Anteil am Gelingen dieses Experimentes hat die tadellose musikalische Darbietung aller betei­ligten Musiker. Sänger Jan Järnte schafft es immer wieder mit seiner facettenreichen Stimme den Hörer zu beeindrucken und wartet mit einer wahrlich meisterhaften Sangesleistung auf. Auch wenn komplett auf geschrieene Vocals verzichtet wird, liefert der Barde die gesamte Palette an Emotionen. Nachhören kann man diese Tatsache in so grandiosen Kompositionen, wie dem tieftraurigen, mit leichten Radiohead Querverweisen ausgestatteten Opener „The guillotine“, welcher unter anderem durch den dezenten Einsatz von Streichern eine Atmo­sphäre erzeugt, die kaum in Worte zu fassen ist. Aber auch die anderen Bandmitglieder liefern auf „The second wave“ ganze Arbeit. Stimmungsvolle Keyboards, songdienlich eingesetzte Gitarren und äußerst variables, manchmal hypnotisch daherkommendes Drumming tragen zu einem Album bei, das facettenreicher und spannender nicht sein könnte.

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Khoma mannigfaltiger Einflüsse bedienen. Nicht selten fühlt man sich während des Hörens der 50minütigen Langgrille an die britische Trauerweide Anathema erinnert, auch die bereits erwähnten Radiohead, sowie die Soundma­gier von Oceansize finden ihren Niederschlag im Klangkosmos der Schweden. Trotzdem hat man es geschafft, einen völlig eigenständig klingenden Stil zu entwerfen, der einfach in keine Schublade passen möchte. Obwohl das Album sehr geschlossen wirkt, kann jede der insge­samt elf Kompositionen auch als selbständiges Kunstwerk stehen. Allein für das unfassbare, mit einem Gänsehaut erzeugenden Refrain ausgestattete Stück „Through walls“ gehören Khoma geadelt. Auch das episch angelegte „Stop making speeches“ dürfte für reihenweise offene Münder sorgen. Aber nicht nur auf der musikalischen Ebene ist „The second wave“ ein Meisterstück geworden, auch lyrisch strebt die Band nach größtmöglicher Individualität. Ei­nerseits bemüht man sich nicht selten um politische Statements und greift dabei umfassende Themen wie Sozialismus, Feminismus oder Anarchismus auf. Andererseits behandelt man rein emotionale Erlebnisse wie den Tod eines guten Freundes („Medea“).

Ihr seht schon: Abwechslungsreichtum und Atmosphäre, sowie einzigartiges Songwriting sind die großen Stärken dieses Albums. Hinzu kommt noch eine von Magnus Lindberg perfekt in Szene gesetzte Produktion und fertig ist eine der besten Platten des gar nicht mehr so jungen Jahres 2006. Obwohl die Musik nicht allzu viel mit derselben Cult of Lunas zu tun hat, sollte jeder Fan dieser Band "The second wave" unbedingt antesten, zumal Khoma ähnlich komplexe und intelligent zu Werke gehen wie die besagten Noisecore Götter. Freunde melancholischer Gitarrenmusik sollten ohnehin nicht lange überlegen, sondern auf dem schnellsten Weg zum Plattendealer ihres Vertrauens eilen, um diese vorzügliche Platte in Bälde ihr Eigen nennen zu können.

 

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